Verkehrspolitik: ADFC kritisiert Ziemons und CDU

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In einem Offenen Brief kritisiert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Äußerungen des Aachener CDU-Oberbürgermeister-Kandidaten Michael Ziemons (Bild unten) zur Verkehrspolitik in der Stadt Aachen.

Die Christdemokraten würden die Umsetzung des Lenkungspunkts am Karlsgraben (Bild oben) als "Schleifen-Chaos" bezeichnen und von einer „schlechten Umsetzung einer schlechten Idee“ sprechen.

Dabei würden die Ideen zum Radverteilerring und zur Unterbindung von Schleichverkehr auf Konzepten beruhen, die auch von der CDU unterstützt und mitentwickelt worden seien. Daher verwundere es den ADFC, dass man jetzt die Umsetzung wieder abschaffen wolle, ohne konkrete Alternativen vorzuschlagen.

Besonders irritierend sei, dass Ziemons als OB-Kandidat angekündigt habe, die Schleifenlösung gänzlich abzuschaffen – eine Position, die offenbar ohne ein tragfähiges Ersatzkonzept vertreten werde. Angesichts des Ziels der CDU, bei der nächsten Kommunalwahl stärkste Kraft zu werden und den Oberbürgermeister zu stellen, erwartet der Fahrrad-Club von der Partei stattdessen ein Höchstmaß an Verantwortung und Gestaltungswillen. Es genüge nicht, pauschal Kritik zu üben.

Ziemons Forderung, zunächst den ÖPNV und P+R auszubauen, bevor der motorisierte Verkehr in der Innenstadt eingeschränkt wird, klinge vordergründig zwar vernünftig, verkenne jedoch die Dynamik und Notwendigkeit echter Veränderung. Wer immer nur auf den "nächsten Schritt" warte, verhindere, dass überhaupt Bewegung entsteht.

Die spürbare Reduktion des MIV schaffe schon jetzt auf dem westlichen Grabenring genau den Raum, den es braucht, um Busse pünktlich fahren zu lassen, Radwege sicher zu gestalten und Fußwege aufzuwerten, so der ADFC. Auch ÖPNV und P+R würden attraktiver, wenn das Ziel – eine autoarme Innenstadt – deutlich und sichtbar wird. Mutige Schritte würden zu echter führen, nicht das Zögern. Wer auf perfekte Bedingungen wartee, bevor man handelt, werde nie handeln – Aachen brauche mutige Schritte statt Stillstand in Warteschleifen.

Ziemons wird aufgefordert, möglichst kurzfristig (bis Mitte Juni 2025) der Öffentlichkeit ein konkretes Konzept für die Verkehrsführung am Lenkungspunkt Karlsgraben vorzulegen. Denn falls er den Lenkungspunkt zurücknehmen wolle, erfordere das eine grundsätzliche planerische Neubetrachtung der damit zusammenhängenden Abschnitte.

Das Konzept sollte laut ADFC folgende Punkte berücksichtigen:

  1. Verkehrssicherheit: Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, um die Sicherheit auf dem westlichen Grabenring zu erhöhen?
  2. Mobilitätswende: Wie wollen Sie den westlichen Grabenring für diejenigen attraktiver machen, die zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem ÖPNV unterwegs sind?
  3. Schleichwege: Wie wollen Sie Kfz-Durchgangsverkehre innerhalb des Alleenrings vermindern?

Das Konzept solle die Balance zwischen kurzfristigen Umsetzungen und langfristigen Zielen aufzeigen, dabei aber den aktuellen Herausforderungen gerecht werden.

Als ADFC setze man sich vor Ort dafür ein, dass Aachen eine Stadt werde, in der Mobilität sicher, nachhaltig und fair für alle Verkehrsteilnehmenden gestaltet ist. Man stehen daher für einen konstruktiven Dialog zur Verfügung und erwarten gerne einen Terminvorschlag für ein erstes Gespräch, um Ziemons Ideen zu diskutieren und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

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