StädteRegion "rast auf graue Wohnungsnot zu"

© Nils F. Hillebrand

Die Städteregion Aachen ist auf das Wohnen der älteren Menschen nicht vorbereitet - laut einer neuen Untersuchung des Pestel-Instituts rast die StädteRegion "mit 100 Sachen auf die graue Wohnungsnot zu".

Demnach werden hier bei uns 2045 26.300 Seniorenwohnungen gebraucht.

Denn die "Baby-Boomer" gehen bis 2035 komplett in Rente und es werden in Aachen und dem Umland rund 19.500 Menschen mehr im Ruhestand sein als heute – insgesamt rund 135.800.

Die Wissenschaftler warnen: „Der Wohnungsmarkt in der Städteregion Aachen ist mit der neuen Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge komplett überfordert. Es fehlen Seniorenwohnungen“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut. Schon jetzt gebe es einen massiven Mangel an altersgerechten Wohnungen. Und das werde sich in den nächsten Jahren noch enorm verschlimmern.

Aktuell gibt es rund 289.300 Haushalte in der Städteregion Aachen. In 30 Prozent davon leben Senioren.

„Schon heute braucht die Städteregion Aachen rund 20.100 Wohnungen für die älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Doch diese Seniorenwohnungen gebe der Wohnungsmarkt hier bei weitem nicht her.

Für 2045 ermittelt die Untersuchung bei den benötigten Seniorenwohnungen einen deutlichen Anstieg: So wird die Städteregion Aachen in zwanzig Jahren für rund 26.300 Seniorenhaushalte Wohnungen brauchen, die zum Leben im Alter passen.

Eigentlich sei der Bedarf sogar noch höher, so das Pestel-Institut. „Denn ein Großteil der altersgerechten Wohnungen wird noch nicht einmal von Älteren bewohnt. Oft nutzen nämlich auch Familien den Komfort einer Wohnung ohne Schwellen, mit breiten Türen, Fluren und Räumen. Denn wo das Leben mit einem Rollator klappt, da kommt man auch mit einem Kinderwagen klar“, so Günther.

Neben dem Neubau sei deshalb vor allem eine Sanierungsoffensive notwendig, um für mehr seniorengerechte Wohnungen in der Städteregion Aachen zu sorgen. „Doch die ist bislang nicht in Sicht: Das Fatale ist, dass wir dazu politisch nur eine Vogel-Strauß-Taktik erleben. Statt mit einem effektiven Programm fürs Senioren-Wohnen das Problem anzupacken, hat vor allem der Bund den Kopf in den Sand gesteckt und die graue Wohnungsnot seit Jahren ignoriert.“

Der Chef-Ökonom des Pestel-Instituts hat bei einer Sanierungsoffensive für mehr altengerechte Wohnungen vor allem auch die rund 42.400 Haushalte in der Städteregion Aachen im Blick, wo Senioren in den eigenen vier Wänden wohnen: „Ob Eigenheim, Reihenhaus oder Eigentumswohnung – es ist wichtig, älteren Menschen für ihr Wohneigentum rechtzeitig einen Anreiz zu geben, ihr eigenes Zuhause seniorengerecht umzubauen. Dabei ist das Bad das A und O.“ Das Wichtigste seien große Bäder mit einer Dusche ohne Schwellen und Stufen.

Bei Senioren, die zur Miete wohnen, warnt das Pestel-Institut vor Altersarmut: „Bei vielen Baby-Boomern gab es immer wieder Phasen von Arbeitslosigkeit. Außerdem waren die geburtenstarken Jahrgänge die, die oft zum Niedriglohn gearbeitet haben. Also gehen viele der Baby-Boomer mit einer eher kleinen Rente nach Hause. Ihre Miete können sie sich damit nicht mehr leisten – sie wird zur ‚K.o.-Miete‘. In Zukunft werden also deutlich mehr Menschen als heute in der Städteregion Aachen auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben“, so die Prognose.