Rettungsflüge mit Biokerosin
Veröffentlicht: Montag, 28.04.2025 12:56

Der in Würselen-Merzbrück stationierte ADAC-Rettungshubschrauber "Christoph Europa 1" und der Kölner "Christoph Rheinland“ haben erfolgreich drei Jahre lang den Einsatz von Biokerosin ("Sustainable Aviation Fuel"/SAF) getestet.
Die Hubschrauber flogen in Summe über 1.800 Stunden zur Rettung von Menschenleben mit einem "SAF-Blend" im Tank, einem Gemisch aus bis zu 38 Prozent SAF aus nachhaltigen Rohstoffen wie recycelten pflanzlichen Fetten und herkömmlichem Kerosin des Typs JET-A1. Als sogenanntes Drop-In-Fuel kann SAF grundsätzlich mit herkömmlichem Kerosin gemischt werden.
Die wichtigsten Ergebnisse des Test sind deutlich weniger ausgestoßene ultrafeine Partikel, umgangssprachlich Ruß genannt, sowie die uneingeschränkte Leistung und Einsatzbereitschaft der beiden mit SAF betankten Helikopter. Negative Auswirkungen auf Technik und Triebwerke der Maschinen waren während des Forschungsbetriebs nicht messbar.
Weitere Infos des ADAC zum Test mit Biokerosin:
"Das von der ADAC Luftrettung initiierte und finanzierte Forschungsprojekt wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR), den Triebwerksherstellern Safran Helicopter Engines aus Frankreich und RTX’s Pratt & Whitney Canada sowie dem Hubschrauberhersteller Airbus Helicopters durchgeführt.
Die Erkenntnisse für die Projektverantwortlichen und Forschenden: Wenn SAF-Blend statt reinen Kerosins verbrannt wird, sinken bei einer Leistung, wie sie typischerweise vor dem Start am Boden erbracht wird (Idle), die Emissionen ultrafeiner Partikel um 44 Prozent, bei einer Leistung wie beim Fliegen in Einsatzgeschwindigkeit (Cruise) um 33 Prozent. Zusätzlich sinkt der CO2-Ausstoß über den Lebenszyklus des Flugkraftstoffs von der Herstellung bis zur Verbrennung, weil die wiederverwendeten Fette und Öle CO2-neutral sind und die CO2-lastigen fossilen Bestandteile ersetzen.
Während bei den ultrafeinen Partikeln signifikante Unterschiede messbar waren, wurden bei den Verbrennungsgasen Kohlendioxid (CO2), Kohlenmonoxid (CO) und Stickoxid (NOx), einem Indikator für die reibungslose Funktion der Triebwerke, keine Veränderungen nachgewiesen.
Parallel dazu untersuchten die Triebwerkshersteller regelmäßig ihre eigene Technik in den beiden Helikoptern vom Typ Airbus H145 („Christoph Rheinland“ mit Safran-Triebwerken) und Airbus H135 („Christoph Europa 1“ mit Pratt-&-Whitney-Triebwerken). Verglichen mit dem Verschleiß beim Verbrennen von herkömmlichem Kerosin konnten sie keine relevanten Unterschiede feststellen.
Frédéric Bruder, der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung: „Wir möchten Forschung und Weiterentwicklung auf diesem Gebiet noch vertiefen und den SAF-Anteil weiter erhöhen“. Langfristiges Ziel der ADAC Luftrettung sei es, die Beimischung auf bis zu 100 Prozent zu erhöhen und in der Folge auch den Einsatz von synthetischem E-Fuel, auch Power-to-Liquid-Kerosin (PtL) genannt, zu ermöglichen. PtL bezeichnet die Erzeugung flüssiger (Liquid) Brenn- oder Kraftstoffe mithilfe von elektrischer Energie (Power) aus erneuerbaren Quellen."