NGG: Zeitverträge ohne Sachgrund abschaffen!

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39 Prozent der hier in der Städteregion im ersten Quartal des Jahres abgeschlossenen Arbeitsverträge sind zeitlich limitiert, im Bund liegt die Quote mit knapp 34 Prozent etwas niedriger.

Das teilt die Gewerkschaft NGG in Aachen mit und beruft sich auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.

Die NGG kritisiert das angesichts des Fachkräftemangels. Anstatt ihre Beschäftigten zu binden, würden einige Betriebe ihren neuen Mitarbeitern immer noch Verträge mit Zeitlimit geben - und die Mitarbeiter müssten dann damit rechnen, dass nach einem oder anderthalb Jahren wieder Schluss ist mit dem Job.

Aachens NGG-Geschäftsführer Tim Lösch rät Beschäftigten, vor der Unterschrift unter einem Arbeitsvertrag nachzuhaken, warum der befristet sei: „Arbeitsverträge auf Zeit bedeuten ‚wackelige Jobs‘. Wer also einen Arbeitsplatz mit Perspektive sucht, der wird keinen ‚Job mit Verfallsdatum‘ nehmen, wenn es Alternativen gibt. Daran hängt schließlich vieles: Befristete Arbeitsverträge machen die Wohnungssuche deutlich schwerer. Außerdem sind sie eine hohe Hürde bei Krediten – und damit auch für entscheidende Anschaffungen: vom Auto bis zur Eigentumswohnung.“

Oft komme dadurch sogar die Familienplanung ins Rutschen.

Um das zu verhindern, fordert die NGG Aachen, Befristungen ohne konkreten Sachgrund – wozu beispielsweise die Überbrückung einer Elternzeit gehört – abzuschaffen.

Eigentlich hätte sich die inzwischen zerbrochene Ampel-Koalition vorgenommen, „Ketten-Befristungen“ einzudämmen, um die Zahl von Zeitverträgen zu reduzieren. Das sei nur eine von vielen liegengebliebenen Aufgaben der Ampel - aber eine, die für die Beschäftigten wichtig ist, so Lösch weiter.

Die Reduzierung von befristeten Arbeitsverträgen bleibe daher ein Problem, um das sich die nächste Bundesregierung und der neue Bundestag kümmern müssten.

Die Gewerkschaft kritisiert auch die befristete Weiterbeschäftigung nach einer Ausbildung: Wer nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung nur eine Übernahme auf Zeit angeboten bekomme, dem fehle die berufliche Perspektive.

„Ein ‚Job mit Verfallsdatum‘ kann schnell zur Karrierefalle werden. Junge Menschen lassen sich nicht auf der ‚beruflichen Warmhalteplatte‘ parken – weder in der Lebensmittelproduktion noch in der Gastronomie oder in anderen Branchen“, betont Lösch.

In der Praxis sei diese Botschaft allerdings noch längst nicht angekommen: Mit 48 Prozent war bundesweit fast jede zweite Neueinstellung von unter 25-Jährigen befristet, gehe aus aktuellen Zahlen der Böckler-Stiftung hervor. Außerdem würden Arbeitgeber die vermeintlich schwächere Position von Menschen ausnutzen, die keine Berufsausbildung haben. Gut die Hälfte bekomme bei einer neuen Stelle nur einen befristeten Arbeitsvertrag. Menschen mit Berufsausbildung hätten dagegen nur zu knapp 28 Prozent einen befristeten Job.