In Kornelimünster findet man Aachens älteste Wohnhäuser
Veröffentlicht: Donnerstag, 12.12.2024 13:06

Aachens älteste Wohnhäuser stehen im südlichen Stadtteil Kornelimünster.
Das zeigen aktuelle Bauforschungen der Aachener Denkmalbehörde.
Das älteste Gebäude steht in seiner immer noch existierenden Grundsubstanz seit 1438 am Benediktusplatz 20. Im unmittelbaren Umfeld sind weitere besonders alte Wohngebäude entdeckt worden, die ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammen.
Dr. Andreas Priesters von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Aachen zum Gebäude am Benediktusplatz 20: „Hinter der Steinfassade versteckt sich ein noch in Teilen spätgotisches Fachwerkhaus mit vollständig erhaltenem Dach, rückseitiger Giebelwand, Deckenbalken und Kamin. Bemerkenswert ist aber auch der barocke Umbau, zu dem auch die Steinfassade gehört, die wir heute sehen können.“
Vor allem die Zerstörungen des Hochwasser im Sommer 2021 haben dazu geführt, dass viele Eigentümer von historischen Häusern in Kornelimünster mit der Denkmalbehörde in Kontakt kamen. „Gerade in Kornelimünster stellte sich dadurch heraus, dass die meisten Fassaden aus der Barockzeit, die wir heute sehen, einem deutlich älteren (Fachwerk-)Haus nur vorgestellt sind. Die Eichenholz-Dachstühle, Keller, hintere Fassaden und Innenstrukturen der ursprünglichen Bauten wurden trotz jüngerer Umbauten immer weiter genutzt und haben sich bis heute erhalten. Schließlich war Holz teuer. Ab dem 16. Jahrhundert fand dann ein zunehmender Ersatz der Fachwerkteile in Steinbauweise statt“, so Priesters weiter.
Monika Krücken, Leiterin der Aachener Denkmalbehörde: „In Aachen selbst ist – nach bisherigem Sachstand – kein Dach älter als 1656. In dem Jahr brannten rund 90 Prozent im verheerenden Aachener Stadtbrand ab. Somit sind die Dachstühle und Holzwerke, die dann auch noch den Zweiten Weltkrieg überlebt haben, in der Aachener Innenstadt rar gesät und nicht älter, ähnliches gilt für Burtscheid.“
Wenn es noch mittelalterliche Bausubstanz in der Aachener Innenstadt gibt, dann beschränkt sich diese – neben wenigen exponierten Bauten wie dem Dom, den erhaltenen Stadttoren, dem Rathaus und dem heute vom Zeitungsmuseum genutzten Gebäude in der Pontstraße – in der Regel auf Keller und Wände der Untergeschosse. Die seien für Experten allerdings mitunter schwer zu datieren.
Die Top 5:
Das sind Aachens älteste derzeit bekannte Wohnhäuser. Die jeweiligen Entstehungsjahre der Gebäude sind durch dendrochronologische Untersuchungen festgestellt worden:
- Benediktusplatz 20 (1438): Hinter der Steinfassade versteckt sich ein noch in Teilen spätgotisches Fachwerkhaus mit vollständig erhaltenem Dach, rückseitiger Giebelwand, Deckenbalken und Kamin; bemerkenswert ist der barocke Umbau, zu dem auch die Steinfassade gehört.
- Korneliusmarkt 54 (1468): Hinter der großen, zweigeteilten Steinfassade verbirgt sich ein weitgehender spätgotischer Fachwerkbau mitsamt Dachstuhl.
- Korneliusmarkt 52 (1476): Eine unscheinbare, relativ schmale Steinfassade aus dem späten 18 Jahrhundert, dahinter verbirgt sich jedoch wie bei den Nachbarn ein spätgotisches Gebäude, das 1552 rückwärtig erweitert wurde
- Korneliusmarkt 56 / Benediktusplatz 2 (1480): Ein in Kornelimünster bekanntes und prägnantes großes Fachwerk-Doppelhaus. Bereits in den 1980er Jahren ist es von Frau Prof. Schild mit Studierenden der RWTH untersucht worden. Es besticht durch die einzig sichtbare Fachwerkfassade im für städtische Fachwerkbauten typischen Aussteifungen der Gefache (die Flächen zwischen den senkrechten und horizontalen Balken) mit Andreaskreuzen.
- Benediktusplatz 24 (1490/91): Aus zwei Gebäuden zusammengewachsen; der rechte Hausteil mit Dachstuhl stammt im Kern aus den Jahren 1490/91, der linke Teil an der Ecke zur Korneliusstraße wurde um 1630 angebaut. Heute wird das Gebäude durch eine breite Fassade geprägt - unten mit vermutlich barocken Blausteinplatten, oben mit Jugendstilelementen.