IHK: Schlechter Start ins neue Jahr für die Unternehmen

© IHK Aachen/Jörg Hempel

Die Wirtschaft in der Region startet schlecht ins neue Jahr.

In der neuen Konjunkturumfrage der IHK Aachen berichten viele Unternehmen von schlechten Geschäften und haben auch negative Erwartungen für die Zukunft.

Seit Herbst hat sich ihre wirtschaftliche Lage oft verschlechtert.

Sorgen gibt es wegen der Nachfrage im Inland und hoher Kosten.

Besonders angespannt ist die Lage in der Industrie und im Handel, im Baugewerbe sieht es etwas besser aus.

„Die Stimmung bleibt frostig wie das Wetter zum Jahresstart. Nach einer über zweijährigen Phase der wirtschaftlichen Abkühlung befinden sich sowohl die Geschäftslage als auch die Erwartungen bei der Mehrheit der Unternehmen erstmals seit 2009 im negativen Bereich“, fasst Michael F. Bayer, der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, die Ergebnisse der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage zusammen.

Die Geschäftslage der Unternehmen in der Stadt Aachen ist nahezu unverändert gut. 38 Prozent sind mit den Geschäften zufrieden, 13 Prozent sind es nicht. Die Erwartungen haben sich deutlich verschlechtert. 20 Prozent der Befragten schauen optimistisch auf die Zukunft, 25 Prozent sind wenig zuversichtlich.

Im ehemaligen Kreis Aachen hat sich die negative Situation der Betriebe kaum verändert. 20 Prozent der Befragten melden gute Geschäfte, 39 Prozent schlechte. Die Erwartungen sind dagegen weiter gesunken: 13 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer rechnen mit einer Verbesserung der Lage, 48 Prozent hingegen mit einer Verschlechterung.


IHK Aachen-Konjunkturumfrage Januar 2025

Die Einzelheiten für den gesamten Kammerbezirk laut der IHK Aachen:

(An der Befragung haben sich 333 Unternehmen mit rund 22.500 Beschäftigten aus der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg beteiligt.)

"28 Prozent berichten von guten Geschäften, geringfügig mehr hingegen von schlechten. Der Saldo sank um -4 auf -1 Punkt und liegt damit weit unter dem langjährigen Schnitt von 25,5 Punkten.

Im Vergleich zum vergangenen Herbst blicken mehr Befragte mit Pessimismus in die Zukunft. Über ein Drittel der Unternehmerinnen und Unternehmer rechnet mit einer negativen Entwicklung der Geschäfte, ein Fünftel ist zuversichtlich. Der Saldo sank um -5 auf -16 Punkte.

Zwei von drei Betrieben sorgen sich vor einem Einbruch der Inlandsnachfrage – deutlich mehr als im Herbst. Mehr als jedes zweite Unternehmen nennt in der Befragung die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die hohen Arbeits-, Energie- und Rohstoffkosten sowie den Arbeits- und Fachkräftemangel als größte Konjunkturrisiken.

Fast drei Viertel der Betriebe wünschen sich von der künftigen Bundesregierung einen spürbaren Bürokratieabbau, etwa die Hälfte aller

Befragten fordert von der Politik Lösungen für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung. Außerdem sind die Arbeitsmarktpolitik, Bildungs- und Fachkräftesicherung sowie Investitionen in Verkehrsinfrastruktur und Digitalisierung für sie besonders wichtig. Dabei halten die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer eine Lockerung der Schuldenbremse zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft für sinnvoll.

61 Prozent aller Befragten befürworten zusätzliche Schulden, wenn die für investive Aufgaben aufgenommen werden, weitere 19 Prozent sprechen sich für eine generelle Lockerung aus.

Nahezu alle weiteren Konjunkturindikatoren entwickeln sich negativ, einzig bei den Investitionen wollen geringfügig mehr Betriebe ihre Ausgaben erhöhen als zuletzt. Der Saldo liegt hier mit +4 knapp im Plus.

Die Ertragslage ist zum achten Mal in Folge im negativen Bereich und sank im Vergleich zum Herbst um -5 auf -26 Punkte. Dabei meldet fast die Hälfte aller Befragten rückläufige Erträge.

Die Exporterwartungen bleiben unverändert negativ. Drei von zehn Industriebetrieben gehen von einem Rückgang der Auslandsnachfrage aus, jeder Fünfte rechnet mit einem Anstieg.

Auch bei der Beschäftigung erwartet die Mehrzahl einen Rückgang.

Die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Industrie bewerten ihre aktuelle Situation nahezu genauso schlecht wie im vergangenen Herbst. 22 Prozent der Betriebe sind gegenwärtig mit der Lage zufrieden, 36 Prozent melden schlechte Geschäfte. Bei etwas mehr als der Hälfte der Industriebetriebe sind die Umsätze gesunken, 24 Prozent melden einen Anstieg. Entgegen dem Trend ist die Auslastung der Produktionskapazitäten deutlich gestiegen. Lag sie im Herbst noch bei 77 Prozent, so sind nun 80 Prozent der Kapazitäten ausgelastet. Die Auslastung befindet sich damit annähernd auf dem durchschnittlichen Niveau der vergangenen zehn Jahre (80,7 Prozent). 43 Prozent der Befragten melden eine Kapazitätsnutzung von mehr als 85 Prozent, bei 33 Prozent liegt sie zwischen 70 und 85 Prozent. 13 Prozent der Industrieunternehmen haben ganz oder in Teilen Kurzarbeit angemeldet, weitere 8 Prozent rechnen damit in naher Zukunft.

Bei den Dienstleistern hat sich die wirtschaftliche Lage deutlich verschlechtert, bleibt aber weiterhin im positiven Bereich. 37 Prozent der

Befragten berichten von guten Geschäften, 19 Prozent sind unzufrieden. Die Umsätze sind in den vergangenen Monaten bei 38 Prozent der Betriebe gewachsen, bei 29 Prozent sind sie zurückgegangen.

Die Situation im Handel bleibt bei der überwiegenden Zahl der Betriebe angespannt. Ein Fünftel der Befragten ist zufrieden, rund ein Drittel berichtet von schlechten Geschäften. Dabei unterscheiden sich die Rückmeldungen aus dem Groß- und Einzelhandel deutlich. Im Großhandel melden 12 Prozent der Befragten gute Geschäfte, 41 Prozent sind unzufrieden. Der Saldo stieg um +3 auf -29 Punkte. Im Einzelhandel hat sich die Situation trotz des Weihnachtsgeschäfts deutlich verschlechtert, bleibt aber noch im positiven Bereich.

Entgegen dem allgemeinen Trend hat sich die Geschäftslage im Baugewerbe deutlich verbessert. 61 Prozent der Befragten sind mit der

aktuellen Lage zufrieden, 13 Prozent melden schlechte Geschäfte. Auch die Erträge sind bei den meisten deutlich gestiegen. Der Saldo wuchs um +26 auf +7 Punkte. 20 Prozent melden eine verbesserte Ertragslage, bei 13 Prozent hat sie sich verschlechtert. Ein Viertel aller Bauunternehmen verzeichnet einen Anstieg der Bauproduktion, während sie bei annähernd genauso vielen rückläufig ist. Die Auslastung der Maschinen und Geräte ist im Vergleich zum Herbst zurückgegangen.

Der Auslandsumsatz der Industrie hat sich seit Herbst geringfügig verbessert, bleibt aber weiter überwiegend negativ. Bei jedem fünften

Befragten sind die Exportumsätze gestiegen, bei 47 Prozent sind sie zurückgegangen. Die Auftragseingänge aus dem Ausland sinken

größtenteils, haben aber ebenfalls eine positive Tendenz. Rund ein Viertel der Betriebe (24 Prozent) meldet gestiegene Auftragseingänge aus dem Ausland, bei einem Drittel (36 Prozent) sind sie gesunken. Die Mehrzahl der Befragten geht davon aus, dass sich die Exporte in den kommenden Monaten nicht erholen werden. Drei von zehn Unternehmen rechnen mit einem Rückgang der Auslandsnachfrage, ein Fünftel erwartet einen Anstieg.

Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage hat sich auch die Ertragslage der Betriebe weiter verschlechtert. 45 Prozent der Befragten geben an, dass die Erträge gesunken sind, bei 19 Prozent sind sie gestiegen. Der Saldo erreicht den niedrigsten Wert seit fünf Jahren.

Trotz der überwiegend rückläufigen Entwicklung der Konjunktur bleiben die Investitionspläne der Unternehmerinnen und Unternehmer stabil und ziehen sogar geringfügig an. 28 Prozent der Befragten rechnen mit einem Anstieg der Investitionsausgaben, 24 Prozent gehen von einem Rückgang aus. Allerdings wollen 15 Prozent der Betriebe gar nicht investieren. Dies ist der zweithöchste Wert der vergangenen 15 Jahre.

Obwohl die Unternehmerinnen und Unternehmen den Arbeits- und Fachkräftemangel als eines der größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung ansehen, rechnet die Mehrheit der Befragten mit einem Abbau der Beschäftigung in den kommenden Monaten. Ein Viertel der Befragten erwartet einen Rückgang der Beschäftigtenzahl, ein Fünftel aller Befragten prognostiziert einen Anstieg. Dennoch gibt fast jeder zweite Befragte an, dass er offene Stellen derzeit längerfristig nicht besetzen kann. Dabei gibt es nahezu keine Unterschiede zwischen den Abschlüssen, die gesucht werden. Lediglich Mitarbeitende ohne abgeschlossene Berufsausbildung werden deutlich weniger gesucht. 8 Prozent aller Betriebe geben an, dass sie gegenwärtig Kurzarbeit angemeldet haben, weitere 5 Prozent rechnen kurzfristig damit.

Der Konjunkturbericht ist auch auf der Internetseite der IHK Aachen unter www.ihk.de/aachen/konjunkturbericht zu finden."