Handwerk optimistischer als zuletzt

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Das Handwerk in Aachen und der Region blickt optimistischer in die Zukunft als zuletzt im Herbst.

Das meldet die Handwerkskammer Aachen aufgrund ihrer aktuellen Frühjahrs-Konjunkturumfrage.

Das letzte Winterhalbjahr sei trotz der Energiekrise, der anhaltend hohen Inflation, der weiterhin vorhandenen Lieferkettenprobleme und der politischen Unsicherheiten besser verlaufen als erwartet.

Ende März haben 84 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als „gut“ oder „befriedigend“ bezeichnet.

„Auf den ersten Blick muss die Aussage überraschen, weil 37 Prozent der hiesigen Handwerksunternehmen in den vergangenen sechs Monaten trotz steigender Preise für die Endkunden Umsatzrückgänge zu verkraften hatten“, erklärt Georg Stoffels, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK). „Aber Handwerkerinnen und Handwerker planen langfristig und trotzen kurzfristigen Renditerückgängen.“ Das zeige sich auch in der weiterhin hohen Investitionsbereitschaft. Ein Viertel habe die Ausgaben für Maschinen, Werkzeuge, Räumlichkeiten und digitale Ausstattung erhöht, knapp die Hälfte der Befragten hat sie konstant gehalten.

Ebenso positiv habe sich der Arbeitsmarkt präsentiert: 71 Prozent der Betriebe haben im vergangenen halben Jahr stabile Beschäftigungszahlen verzeichnet, bei zwölf Prozent gab es Personalzuwächse, während 17 Prozent ihre Mitarbeiterzahl verringern mussten.

„Das Handwerk ist auch in Zeiten der wirtschaftlichen Unsicherheit und der digitalen Umwälzungen ein verlässlicher Arbeitgeber mit Gestaltungspotenzial für die junge Generation“, so Stoffels weiter.

Gefragt nach ihren Erwartungen für das kommende Sommerhalbjahr haben die Handwerksbetriebe in der Städteregion Aachen sowie den Landkreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg überwiegend ein optimistisches Bild gezeichnet. Drei Viertel rechnen mit besseren oder zumindest gleichbleibenden Geschäften - das ist ein Plus von 15 Prozentpunkten zum Herbst 2022.

Dieser Optimismus speise sich vor allem aus erwartet höheren Auftragszahlen bei weiterhin steigenden Verkaufspreisen, heißt es. 61 Prozent der Befragten stimmen ihre Kundschaft schon heute auf höhere Preise ein, nur fünf Prozent erwarten fallende. Vor allem im Nahrungsmittel-, Ausbau- und Kfz-Gewerbe müssten sich die Kundinnen und Kunden in Anbetracht der Verteuerung von Lebensmitteln, Vorprodukten und Autoersatzteilen zukünftig auf erheblich höhere Rechnungen einstellen.

Um die erwartete Mehrarbeit überhaupt erledigen zu können, wollen 13 Prozent ihre Belegschaft vergrößern, knapp drei Viertel kalkulieren mit einem konstanten Personalbestand. Auch bei den Zukunftsinvestitionen will die Mehrheit der Unternehmen nicht sparen. Zwei Drittel planen mit gleichbleibenden oder sogar steigenden Ausgaben in ihre Zukunftsfähigkeit.

Gleichzeitig zeigt sich der HWK-Hauptgeschäftsführer aber auch besorgt, dass das gesamtgesellschaftlich extrem wichtige Bauhauptgewerbe, zu dem unter anderem Maurer, Betonbauer, Zimmerer und Dachdecker gehören, deutlich weniger positiv gestimmt in die Zukunft schaut.

39 Prozent rechnen hier mit rückläufigen Auftrags- und damit auch Umsatzzahlen. Entsprechend plant auch keine andere Branche im Kammerbezirk so stark ihre Investitionen zurückzufahren (52 Prozent). „Diese Konjunkturerwartung sollte ein Warnsignal für die Politik sein. Immer mehr Investoren stornieren ihre Bau- oder Sanierungsvorhaben, obwohl Deutschland zum einen angesichts der Flüchtlingskrise mehr Wohnungen und zum anderen zur Bewältigung des Klimawandels energetisch verbesserte Gebäude braucht“, fährt Stoffels fort.

Vor diesem Hintergrund fordert er die politischen Entscheidungs­tragenden dazu auf, die seit Wochen diskutierten Veränderungen im Bau- und Heizungsbereich zeitnah, lösungsorientiert und ideologiefrei zu beschließen. „Die Unternehmen und die Bevölkerung brauchen belastbare Aussagen und damit Planungssicherheit für ihre Investitionsentscheidungen“, so Stoffels weiter.

© Antenne AC/Handwerkskammer Aachen
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Handwerk-Frühjahrsumfrage 2023