Gesundheitskiosk bleibt bestehen

© Sebastian Zentis/AOK Rheinland/Hamburg

Der Gesundheitskiosk der StädteRegion Aachen in den Aachen Arkaden wird weitergeführt.

Das steht jetzt nach Gesprächen der StädteRegion mit ihrer Tochtergesellschaft Sprungbrett GmbH und der AOK fest.

Die Gespräche waren nötig, weil die Bundesregierung die Förderung solcher Gesundheitskioske aus dem Entwurf des „Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes“ gestrichen hat. Die AOK Rheinland/Hamburg, die als einzige Krankenkasse den Aachener Gesundheitskiosk zu einem erheblichen Teil mitfinanziert, hatte aber schon kurz nach der Veröffentlichung des neuen Gesetzentwurfes die Streichung der Gesundheitskioske aus dem Gesetzentwurf kritisiert und den NRW-Gesundheitskiosken eine Bestandsgarantie gegeben.

„Die StädteRegion wird das bestehende Angebot selbstverständlich weiter aufrechterhalten und wir sind der AOK Rheinland/Hamburg für ihre Zusage dankbar, dass es in der StädteRegion gemeinsam weitergehen soll“, so Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier.

Der Aachener Gesundheitskiosk war der erste nordrhein-westfälische Gesundheitskiosk und wurde am 1. April 2022 in den Aachen-Arkaden eröffnet (Foto oben). Entweder mit akuten Beschwerden, oder mit für sie unverständlichen Arztbriefen und Verordnungen können Ratsuchende einen Termin vereinbaren und Hilfe bei der Suche nach passenden Angeboten enthalten.

„Der Gesundheitskiosk nimmt eine wichtige Lotsenfunktion im oft undurchschaubar gewordenen Gesundheitssystem wahr“, so Elif Tunay-Cot, die Geschäftsführerin der Sprungbrett gGmbH, die als städteregionale Tochtergesellschaft die Trägerschaft des Gesundheitskiosk übernommen hat. Er sei eine wichtige Schnittstelle zwischen Sozial- und Gesundheitswesen.

Im Jahr 2023 wurden dort über 1600 Beratungen durchgeführt, bei denen vor allem die richtige medizinische Versorgung für die Menschen zu organisieren war.

„Wir wissen aus vielen Studien, dass Menschen, die sich nicht gut im Gesundheitssystem auskennen, oft erst im Rettungswagen Hilfe bekommen und nicht selten sogar viele Jahre früher sterben“, erläutert Gesundheitsdezernent Michael Ziemons, der Initiator der Einrichtung, den Hintergrund. „Wenn wir frühzeitig helfen können, ist das für die Betroffenen selbst, aber auch für das gesamte System ein Vorteil."

Der Gesundheitskiosk behandelt nicht selbst, sondern berät und vermittelt lediglich. „Der riesige Bedarf und die unglaublich vielen Anfragen zeigen, welche große Lücke hier geschlossen wird“, so Andrea Klebingat, Leiterin des Gesundheitskiosk, der außer in Aachen auch in allen anderen Kommunen der StädteRegion aktiv ist und mit einem Bulli oder Zweigstellen vor Ort Beratung anbietet.

Die Quartalsberichte aus den städteregionalen Beratungen enthielten bewegende Schicksale, die sehr eindrücklich die Fälle schildern, die ohne Lotsen nie den Weg zu einem Facharzt oder einem Nachsorgeangebot gefunden hätten. Das Team vor Ort macht sich deswegen Hoffnungen, dass noch einmal Bewegung in die Berliner Debatte kommt: deshalb wolle man „durch die tägliche Arbeit in der Praxis noch deutlicher die multiplen Unterstützungsbedarfe der Ratsuchenden sichtbar machen, um für den langfristigen Erhalt der niedrigschwelligen Gesundheitsversorgungsstruktur zu kämpfen“, so Andrea Klebingat.

„Wenn einzelne Bundespolitiker jetzt plötzlich von ‚überflüssigen Doppelstrukturen‘ sprechen, dann ist das ein Beweis der Unkenntnis der tatsächlichen Situation der Menschen in den Kommunen“, kritisiert Ziemons, der auch stellvertretender Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Gesundheitskioske in NRW ist. Auch der Gedanke der Schaffung von Gesundheitsregionen solle weiterverfolgt werden. Dabei will die StädteRegion gemeinsam mit der AOK und weiteren Partnern insbesondere die Situation der pflegenden Angehörigen verstärkt in den Blick nehmen.


(Das Foto stammt von der Eröffnung des Gesundheitskiosk in den Aachen Arkaden am 1.4.2022.)