Parade im Krieg - Putin feiert Sieg über Nazideutschland
Veröffentlicht: Freitag, 09.05.2025 17:09

Weltkriegsgedenken
Moskau/Lwiw (dpa) - Russland hat mit einer von der Ukraine als verlogenes Spektakel kritisierten Militärparade auf dem Roten Platz den 80. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg gefeiert. Kremlchef Wladimir Putin erinnerte bei dem Aufmarsch von 11.500 Soldaten, darunter Teilnehmer seines Kriegs gegen die Ukraine, an den Heldenmut der Roten Armee, die Europa damals von der Diktatur Adolf Hitlers befreite. «Russland bleibt ein unüberwindbares Hindernis für Nazismus, Russophobie und Antisemitismus», sagte der 72-Jährige vor zahlreichen internationalen Gästen, darunter Chinas Partei- und Staatschef Xi Jinping. In der Ukraine verurteilten EU-Außenminister und Diplomaten bei einem Treffen Putins Angriffskrieg.
Mit Putin auf der Tribüne zu dem in Russland am 9. Mai gefeierten «Tag des Sieges» saßen Staats- und Regierungschefs aus fast 30 Staaten, darunter aus Brasilien und den früheren Sowjetrepubliken. Damit wollte der Kremlchef auch zeigen, dass er trotz seiner Invasion in der Ukraine auf internationaler Bühne nicht isoliert ist. Laut Putins Berater Juri Uschakow ließ auch US-Präsident Donald Trump Glückwünsche zu dem Feiertag ausrichten.
Forderung nach Waffenruhe
Der US-Präsident pochte indes auf eine 30-tägige bedingungslose Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine und drohte erneut mit Sanktionen. «Wird der Waffenstillstand nicht eingehalten, werden die USA und ihre Partner weitere Sanktionen verhängen», schrieb der Republikaner auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social - vermutlich in erster Linie an Russland gerichtet.
Nach chinesischen Angaben sprach sich Xi bei den Gesprächen mit Putin am Vortag einmal mehr auch für eine friedliche Lösung des Ukraine-Konflikts aus. Es brauche eine «allumfassende, gemeinsame und nachhaltige Konzeption der globalen Sicherheit», hieß es in Peking.
Putin sieht Unterstützung der Russen für seinen Ukraine-Krieg
Bei der inzwischen vierten Militärparade seit Beginn seines Angriffskrieges gegen die Ukraine verlor Putin deutlich weniger Worte über den Überfall auf das Nachbarland. Er behauptete, ganz Russland unterstütze die Kämpfer der «militärischen Spezialoperation», wie der Kreml den Krieg offiziell nennt.
Von der Tribüne aus sahen teilweise noch Veteranen des Zweiten Weltkriegs der Waffenschau zu. Dick in Jacken eingepackt gegen den Wind, der über den Roten Platz wehte, waren viele von ihnen sichtlich gerührt von dem Militärspektakel. Aber auch Angehörige von Soldaten im Krieg gegen die Ukraine saßen dort - und erstmals, wie eine Ordnerin sagte, reichten die Sitzplätze nicht aus.
Die Waffenschau in Moskau am 9. Mai ist auch immer eine Machtdemonstration der Atommacht. Neben Panzern, Flugabwehrsystemen und Langstreckenraketen und einer Flugshow mit Kampfjets vom Typ Suchoi gab es diesmal erstmals auch Drohnen zu sehen, die im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden.
Die Sicherheitsvorkehrungen waren diesmal auch wegen befürchteter Anschläge von ukrainischer Seite besonders streng. So war stundenlang das mobile Internet im Stadtzentrum abgeschaltet, Geschäfte waren geschlossen. Es gab weiträumige Absperrungen mit Metallgittern. Trotzdem waren Zehntausende auf den Beinen, um auf den Straßen die Militärfahrzeuge zu sehen.
Putin hatte eigens für das Weltkriegsgedenken eine dreitägige Waffenruhe angesetzt, die an diesem Samstag um Mitternacht (23.00 Uhr MESZ) ausläuft. Die Ukraine hatte vor allem mit Drohnenattacken diese Woche den Flugverkehr unter anderem in Moskau teils lahmgelegt, um nicht zuletzt die Feierlichkeiten zu stören. Putins Berater Uschakow sagte, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit dem Versuch gescheitert sei, die Staats- und Regierungschefs einzuschüchtern.
Beide Seiten meldeten auch am Freitag wieder Verstöße gegen die Waffenruhe. In Belgorod in Nachbarschaft der Ukraine wurde laut Behörden die Gebietsverwaltung von einer Drohne getroffen. Es gab demnach zwei Verletzte, darunter der stellvertretende Gouverneur.
Kreml lobt Slowake Fico und Serbe Vucic für «Heldenmut»
Als einziger Regierungschef eines EU- und Nato-Landes ist der Slowake Robert Fico in Moskau. Auch der serbische Staatschef Aleksandar Vucic nahm in Moskau an der Parade teil. Kremlsprecher Dmitri Peskow lobte es als «Akt von Heldenmut», dass die beiden trotz des politischen Drucks im Weste die Anreise auf sich genommen hatten. Die EU hatte ihre Mitglieder mit Blick auf den völkerrechtswidrigen Krieg Putins vor Reisen nach Moskau gewarnt.
Startschuss für Sondertribunal zu Russlands Ukraine-Angriff
Derweil gab eine Gruppe von mehr als 30 Außenministern und Diplomaten aus Europa und Partnerländern gab den Startschuss für ein internationales Sondertribunal zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das Richtergremium soll im niederländischen Den Haag angesiedelt werden und Top-Vertreter der russischen Führung zur Verantwortung ziehen.
Die Runde verabschiedete bei einem Sondertreffen der EU-Außenminister im westukrainischen Lwiw eine Erklärung, um das Tribunal auf den Weg zu bringen. Für Deutschland nahm der neue Außenminister Johann Wadephul (CDU) an den Beratungen teil. «Es darf nicht geschehen, dass dieser völkerrechtswidrige Krieg ohne Folgen bleibt», sagte er.






