IHK: Noch keine konjunkturelle Erholung
Veröffentlicht: Mittwoch, 07.05.2025 11:29

Die konjunkturelle Erholung lässt weiter auf sich warten - das stellt die IHK Aachen aufgrund ihrer neuen Frühjahrsumfrage fest.
Es sei zwar wieder etwas mehr Optimismus bei den Unternehmern zu spüren als noch zu Jahresbeginn, Lage und Erwartungen befänden sich aber noch deutlich unter dem Niveau vergangener Jahre, so IHK-Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer.
29 Prozent melden gute Geschäfte, ein wenig mehr als zuletzt im Herbst - ein Viertel ist unzufrieden, etwas weniger als zuletzt.
21 Prozent der Betriebe blicken optimistisch in die Zukunft, 27 eher nicht. Somit bewerten die Betriebe ihre Erwartungen jetzt im dritten Jahr in Folge überwiegend schlecht. Eine so lange Negativphase gab es laut der IHK noch nie.
„Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich seit dem Jahresbeginn nicht verbessert. Neben den bürokratischen Belastungen erschweren die neuen Zollkonflikte mit den USA die Planungssicherheit für die Unternehmen“, erläutert Bayer. „Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung enthält positive Ansätze, die jedoch sehr weit hinter den Erwartungen der Wirtschaft liegen. Die Unternehmen brauchen jetzt konkrete Entlastungen, zum Beispiel bei den Energiepreisen, Steuern und Abgaben. Hier bleibt der Vertrag zu vage. Die aktuelle Lage erfordert mehr Mut zur Veränderung.“
An der Befragung haben sich 354 Unternehmen mit rund 25.400 Beschäftigten aus der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg beteiligt.
Weitere Zahlen aus der IHK-Konjunkturumfrage im Frühjahr 2025:
"Als größtes Konjunkturrisiko nennen 60 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Das ist ein neuer Rekordwert. 55 Prozent der Betriebe sorgen sich vor einem Rückgang der Inlandsnachfrage, etwas weniger nennen die Arbeitskosten (53 Prozent) und den Arbeits- und Fachkräftemangel (50 Prozent) als größte Herausforderungen für die Wirtschaft.
Mehr als die Hälfte aller Industriebetriebe rechnet mit spürbaren Auswirkungen durch die Zollpolitik der USA, jeder zehnte Befragte befürchtet sogar sehr starke Folgen. Weitere 20 Prozent gehen von starken Auswirkungen aus. Nur 4 Prozent glauben, dass die gestiegenen Zölle keine Konsequenzen für sie haben werden.
Dementsprechend rechnen die Unternehmer mit keinen Wachstumsimpulsen des Exports. Der Saldo stieg nur geringfügig um +3 auf -7 Punkte, bleibt aber überwiegend negativ. Auch die Investitionspläne der Betriebe haben sich seit dem Jahresbeginn kaum verändert. Der Saldo stieg von +4 auf +6 Punkte. Die Ertragslage bleibt weiter schlecht. Der Saldo stieg von -26 auf -18 Punkte und bleibt damit zum neunten Mal in Folge im negativen Bereich. Dabei melden vier von zehn Betrieben gesunkene Erträge."
Geschäftslage und Erwartungen der Befragten im Detail:
"Die Lage in der Industrie ist weiterhin überwiegend schlecht. Sie hat sich seit Jahresbeginn kaum verändert. 18 Prozent der Betriebe berichten gegenwärtig von guten Geschäften, 32 Prozent sind unzufrieden. Bei rund der Hälfte der Befragten sind die Umsätze zurückgegangen, fast jeder fünfte Betrieb meldet einen Anstieg. 11 Prozent der Industrieunternehmen haben derzeit ganz oder in Teilen Kurzarbeit angemeldet, weitere 4 Prozent rechnen damit in naher Zukunft. Nachdem die Auslastung der Produktionskapazitäten zum Jahresbeginn überraschend auf 80 Prozent angestiegen war, hat sie sich nun deutlich verringert und liegt mit 78 Prozent wieder annähernd auf dem Niveau vom Herbst 2024. Sie liegt damit auch wieder deutlich unter dem langjährigen Schnitt von 80,6 Prozent. Ein Drittel der Industriebetriebe berichtet, dass ihre Kapazitäten zu mehr als 85 Prozent ausgelastet seien, bei weiteren 44 Prozent liegt die Ausnutzung zwischen 70 und 85 Prozent. 8 Prozent geben an, dass die Kapazitätsauslastung unter 50 Prozent sei.
Die Situation der Dienstleister hat sich gegenüber dem Jahresbeginn deutlich verbessert. 45 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer sind mit der Geschäftslage zufrieden, 15 Prozent berichten von schlechten Geschäften. Die Umsätze haben sich hingegen seit Jahresbeginn leicht verschlechtert, sind aber noch überwiegend positiv. 35 Prozent der Betriebe melden ein Umsatzwachstum, 31 Prozent einen Rückgang.
Die Situation im Handel zeigt sich weitgehend stabil. Ein Viertel der Unternehmerinnen und Unternehmer meldet gut Geschäfte, etwas mehr ist unzufrieden. Dabei unterscheiden sich die Bewertungen aus dem Groß- und Einzelhandel deutlich voneinander. Während die Großhändler mit einem Saldo von -24 weit überwiegend mit der aktuellen Lage unzufrieden sind, ist die Mehrzahl der Einzelhändler positiv gestimmt. Fast die Hälfte der Einzelhändler ist mit dem Geschäft derzeit zufrieden, 23 Prozent sind es nicht.
Die Situation der Bauunternehmen ist weiterhin überwiegend positiv, hat sich jedoch seit Jahresbeginn deutlich verschlechtert. 43 Prozent der Befragten melden aktuell gute Geschäfte, 21 Prozent sind nicht zufrieden. Nur noch 13 Prozent aller Bauunternehmen haben in den vergangenen Monaten einen Anstieg der Bauproduktion verzeichnet. Bei fast der Hälfte ist sie rückläufig. Parallel ist auch die Auslastung der Maschinen und Geräte deutlich zurückgegangen. Auch die Ertragslage hat sich im Baugewerbe deutlich verschlechtert. Zwar gibt noch kein Unternehmen an, Kurzarbeit angemeldet zu haben, allerdings rechnen 11 Prozent der Betriebe damit in Kürze.
Der Auslandsumsatz in der Industrie hat sich seit Jahresbeginn geringfügig verringert und bleibt überwiegend negativ. Bei nur jedem sechsten Betrieb sind die Exportumsätze gestiegen, bei 43 Prozent sind sie gesunken. Die Auftragseingänge aus dem Ausland bleiben überwiegend rückläufig. Bei einem Fünftel der Befragten (20 Prozent) sind sie gestiegen, bei rund einem Drittel (31 Prozent) gesunken. Die Mehrzahl der Befragten erwartet kaum Veränderungen im Auslandsgeschäft. Ein Viertel der Unternehmerinnen und Unternehmer geht von einem Rückgang der Exportnachfrage aus, 18 Prozent rechnen mit einem Anstieg.
Die Ertragslage der Betriebe bleibt weiterhin schlecht. 38 Prozent der Befragten berichten davon, dass ihre Erträge gesunken sind. Ein Fünftel meldet gestiegene Erträge.
Die Investitionspläne der Betriebe steigen geringfügig, allerdings will nur eine kleine Mehrzahl der Befragten die Investitionsausgaben erhöhen. 26 Prozent wollen in den kommenden Monaten mehr investieren als zuletzt, 20 Prozent rechnen mit einem Rückgang der Investitionen, 13 Prozent der Betriebe wollen gar nicht investieren.
Der Bedarf an Mitarbeitenden ist in den vergangenen Monaten wieder angestiegen. Ein Viertel der Befragten rechnet mit einem Anstieg der Beschäftigung, 22 Prozent gehen von einem Rückgang aus. Weiterhin gibt fast jeder zweite Befragte an, dass offene Stellen derzeit längerfristig nicht besetzt werden können. Schulabgänger und Azubis werden dabei von den meisten Unternehmen gesucht (44 Prozent), aber auch Fachwirte, Meister und Menschen mit einem sonstigen Weiterbildungsabschluss beziehungsweise mit einer dualen Berufsausbildung werden von vielen Betrieben (41 Prozent) gesucht. Kurzarbeit haben aktuell 6 Prozent der Betriebe angemeldet, nur 3 Prozent rechnen kurzfristig damit."
Geschäftslage und Erwartung in den Teilregionen:
- Stadt Aachen: Die Geschäftslage der Unternehmen in der Stadt Aachen ist weiterhin überwiegend positiv. 44 Prozent berichten von guten Geschäften, 15 Prozent von schlechten. Der Saldo stieg um +4 auf +29 Punkte. Die Aussichten bleiben allerdings auf niedrigem Niveau. 20 Prozent der Befragten rechnen mit einer Verbesserung der Lage, 23 Prozent sind skeptisch. Der Saldo wuchs von -5 auf -3 Punkte.
- Übrige Städteregion Aachen: Im ehemaligen Kreis Aachen hat sich die negative Situation der Betriebe nur leicht verbessert. 16 Prozent der Befragten sind mit ihrer Lage zufrieden, 30 Prozent sind es nicht. Der Saldo stieg um +5 auf -14 Punkte. Die Erwartungen haben sich verbessert, bleiben aber überwiegend negativ: 23 Prozent der Betriebe gehen von einer Verbesserung der Geschäfte aus, 34 Prozent von einer Verschlechterung. Der Saldo stieg von -25 auf -11 Punkte.